Liv: Wann hast du angefangen, für Liv Racing zu arbeiten? Was gehört zu deinem Job?
Paige: Ich habe im Mai 2021 angefangen, für Liv Racing im UCI World Cup zu arbeiten. Meine Hauptaufgabe ist es, die Fahrräder für die Athletinnen, die Rennen fahren, in Schuss zu halten. Wenn sie sich keine Sorgen um den Zustand ihres Fahrrads machen müssen und darauf vertrauen können, dass es perfekt funktioniert, können sie sich auf ihr Rennen konzentrieren. Ich arbeite mit den Athletinnen zusammen, um Dinge an ihren Fahrrädern einzustellen und bei Bedarf Änderungen vorzunehmen. Normalerweise bin ich während des Rennens auf der Strecke und helfe bei allen mechanischen Problemen, die auftreten können. Während dieser großen Rennwochenenden für das Team da zu sein, bedeutet auch, dass ich bei allem mithelfe. Es gibt so viele logistische Aufgaben, die zu einem erfolgreichen Rennen gehören. Die Fahrräder sind nur ein Teil des Ganzen. Zur Support-Crew zu gehören bedeutet, die Bedürfnisse des Teams an erste Stelle zu setzen und an einem bestimmten Tag alle möglichen Arbeiten zu erledigen, um den Athletinnen und der Marke zu helfen, sich bestmöglich zu präsentieren.
Liv: Was ist das Beste an der Arbeit als professionelle Mechanikerin?
Paige: Die Arbeit als Mechanikerin ist eine gute Mischung aus körperlicher und geistiger Anstrengung. Du bist auf den Beinen, benutzt deine Hände und musst ständig Probleme lösen. Es ist wirklich bereichernd, Dinge für andere zu reparieren, und du kommst mit vielen Menschen in Kontakt, die dein Hobby teilen!
Liv: Was ist das Schwierigste an der Arbeit als Mechaniker/in?
Paige: Fahrradmechaniker/in ist im Vergleich zu anderen Berufen kein gut bezahlter Beruf. Wenn du akzeptierst, dass dein Reichtum in anderen Formen kommt (wie Fahrräder, Fahrradteile und Lebensqualität durch häufiges Radfahren), dann ist es ein Traumjob!
Liv: Welche Hindernisse gibt es für Frauen, die in diesen Bereich einsteigen wollen?
Paige: Es wird eine sehr tiefgründige Diskussion, wenn man die Gründe für die Unterrepräsentation von Frauen in diesem Beruf aufschlüsselt. Der Frauenanteil in Handwerksberufen beträgt im Allgemeinen nur 3 % (USA), dieses Ungleichgewicht erstreckt sich also auf alle handwerklichen Berufe! Ich denke, dass kulturelle Geschlechternormen und ein Bildungssystem, das "Arbeiter:innen" stigmatisiert, Frauen davon abhalten, Fahrradmechanikerinnen oder andere Fachkräfte im Handwerk zu werden.
Liv: Was kann die Branche deiner Meinung nach tun, damit mehr Frauen in Fahrradläden arbeiten?
Paige: Ich denke, Frauen müssen mehr eingeladen werden! Liz Walker hat keine Mühen gescheut, um Mechanikerinnen für die Liv-Athletinnen zu rekrutieren. Mehr Läden, Marken und Teams sollten das Gleiche tun. Es kann so schwer sein, als Frau auch nur einen Zeh in die Werkstatttür zu bekommen, vor allem, wenn man keine Erfahrung hat. Junge Männer hingegen werden trotz ihrer mangelnden Erfahrung für Gelegenheitsjobs in der Werkstatt angeworben und dann schnell dazu angeleitet, mehr und fortgeschrittenere Aufgaben zu übernehmen. Sie werden zu den zukünftigen Fahrradmechanikern und erhalten den Status quo der von Männern dominierten Mechanikerwerkstätten aufrecht. Ich denke, dass mehr Läden und Marken frauenspezifische Treffen veranstalten sollten, um den Radsport zu fördern, aber auch, um mehr Frauen und Mädchen zu ermutigen, mit Werkzeug zu arbeiten! Wenn sich mehr junge Frauen für das Radfahren begeistern, werden vielleicht auch mehr in diesem Beruf arbeiten.
Liv: Was sind deine Tipps, um Fahrradläden generell frauenfreundlicher zu machen?
Paige: Ich glaube, je mehr Frauen in einem Laden arbeiten, desto frauenfreundlicher ist er. Fahrräder und Ausrüstung, die auf die Bedürfnisse von Frauen zugeschnitten sind, zeigen, dass wir in den Laden gehören. Ich finde es auch gut, dass es Poster und Anzeigen gibt, auf denen Sportlerinnen abgebildet sind und nicht nur Männer. Außerdem: Women's Ride Abende! Frauen-Demotage! Frauen-Schrauberworkshops! Ladet Frauen ein.
Liv: Welchen Rat würdest du anderen Frauen geben, die Fahrradmechanikerinnen werden wollen?
Paige: Wenn du Fahrräder liebst und dich für die Reparatur interessierst, sei es als Hobby für deine eigenen Räder oder als Profi in der Branche, empfehle ich dir, dir so oft wie möglich die Hände schmutzig zu machen! Du kannst ehrenamtlich in Fahrradläden arbeiten, dich für Kurse anmelden, deine eigenen Fahrräder auseinandernehmen und wieder zusammenbauen. Du kannst auch direkt in einen Laden gehen und dort einen Job annehmen und hoffen, dass du nach und nach in eine Mechanikerrolle hineinwächst, indem du Interesse zeigst und Gelegenheiten zum Lernen wahrnimmst. Wenn du jedoch eine strukturierte und straffe Ausbildung suchst, gibt es inzwischen einige Schulen, die dir die Grundlagen vermitteln. Oft gibt es auch Stipendien für Frauen, um sie zu ermutigen, sich einzuschreiben. Vielleicht gibt es sogar Kurse nur für Frauen. So lernst du schnell das Vokabular und die Grundlagen und bekommst einen Fuß in die Tür in deinem Laden. Zumindest wirst du dadurch selbstbewusster bei der Arbeit an deinen eigenen Fahrrädern. Du bekommst ein Gefühl dafür, welche Werkzeuge du brauchst und wie viel Spaß dir die Arbeit am Fahrrad macht! Die Werkstätten sind nicht der einzige Ort, an dem man als Mechaniker/in arbeiten kann, aber ich glaube, dass du eine tolle Ausbildung bekommst, wenn du jeden Tag an Bikes aller Art arbeitest. So lernst du eine große Vielfalt an Reparaturen und verschiedenen Komponenten kennen.