Mentale Vorbereitung auf ein Rennen

mit Crystal Anthony

Du hast wahrscheinlich schon einmal das Zitat gehört: "Rennsport ist zu 90 Prozent mental und zu 10 Prozent physisch." Neuere Studien haben die Wechselwirkung zwischen Körper und Gehirn erforscht und zeigen, dass es genau genommen 100 Prozent mental und 100 Prozent physisch sind! Auf jeden Fall lässt sich die starke Rolle des Gehirns für die Leistung nicht leugnen.

Aber was genau macht eine:n mental starke:n Athlet:in aus? Was treibt Athlet:innen dazu an, bei der Sache zu bleiben und sich selbst zu fordern? Zwei Dinge:

  1. Mental starke Sportler:innen wollen es. Die Belohnung, auf die du hinarbeitest, überwiegt alle Unannehmlichkeiten oder Widrigkeiten, die du erlebst. Überprüfe dich selbst, um sicherzustellen, dass die Ziele, die du verfolgst, dich auch wirklich begeistern! Verfolgst du wirklich das, was du liebst? Nur du kannst diese Frage beantworten. Es ist leicht, sich von den aktuellen Trends, den Wettkämpfen deiner Freunde oder den Wettkämpfen, die du schon immer gemacht hast, faszinieren zu lassen. Stelle sicher, dass du eine Saison planst, die du motiviert angehen willst.
  2. Mental starke Athleten haben ihren Geist genauso gut vorbereitet wie ihren Körper. Um mental stark zu sein, musst du sicherstellen, dass dein Geist gerüstet, frisch und unbelastet ist.

Wie bereitest du dich also mental auf den Renntag vor? Kurz gesagt: Denke zuerst an alles und konzentriere dich dann auf eine Sache.

Crystal Anthony beim Cape Epic

Part I: Denke an alles

  • Bringe deine Logistik in Ordnung: Eines der besten Dinge, die du tun kannst, um die mentale Belastung am Wettkampftag zu reduzieren und dir so die meiste Energie für das Rennen zu geben, ist, im Voraus zu planen. Stelle sicher, dass deine Reisevorbereitungen getroffen sind (Flüge, Hotel, Mietwagen usw.). Recherchiere, welche Änderungen du an deiner Ausrüstung vornehmen musst (Reifen, Kettenblatt usw.). Plane die Ernährung und Flüssigkeitszufuhr, die du brauchst, und stelle sicher, dass du diese Vorräte auf Lager hast. Wenn du neben den Vorbereitungen für das Rennen auch Medien- oder andere Verpflichtungen hast, solltest du einen Zeitplan aufstellen, wann dein Pre-Ride ist, du zum Veranstaltungsort kommst usw. Plane deine Mahlzeiten im Voraus, damit du nicht stundenlang nichts zu essen bekommst! Erstelle eine Packliste (eine richtige Liste!) und bearbeite sie bevor es zu knapp wird.
  • Recherchiere über deine Konkurrenz: Wenn es darum geht, die Konkurrenz zu beobachten, gibt es zwei wenig hilfreiche Extreme. Manche Leute ignorieren die Startliste, weil sie es nicht wissen wollen: "Ich mache mich verrückt." Am anderen Ende des Spektrums stehen diejenigen, die ständig die Startliste checken und dann auf Strava und in den sozialen Medien nachsehen, wer welches Training absolviert hat. Keine dieser beiden Strategien ist hilfreich. Trotzdem ist es gut, ein paar Dinge über deine Konkurrenz zu wissen. Recherchiere in Ruhe und zielgerichtet, z. B. indem du die Ergebnisse der anderen Teilnehmer/innen nachschlägst und ihre Rennberichte liest, um herauszufinden, was für eine Art von Rennfahrer/in sie sind. Eine Bestandsaufnahme der Stärken und Schwächen jeder/jedes Einzelnen kann dir helfen, einen Plan für den Renntag im Vergleich zu deinen Konkurrent:innen zu entwickeln.
  • Überlege dir deine Renntechnik: Gehe die Strecke im Kopf durch und finde den allgemeinen Fluss heraus: Wo sind die schweren und wo die leichten Abschnitte? Wo ist es wichtig, Energie zu verbrauchen und wo zu sparen? Was sind die Schlüssel für ein erfolgreiches Rennen und wo musst du wirklich leiden, um es zu schaffen? Was sind deine Stärken und Schwächen auf der Strecke? Wie wirst du deine Fitness und deine Fähigkeiten effektiv einsetzen?
  • Stelle dein Portfolio an Mantras und Lebenslektionen zusammen: Eine Sammlung von Mantras kann sehr hilfreich sein, wenn es in einem Rennen schwierig wird. Sprüche wie "immer vorwärts" und "gleichmäßig ist schnell" können dir helfen, dich zu konzentrieren und schwierige Abschnitte eines Rennens auf Autopilot zu bewältigen. Wenn du während des Trainings eine Erleuchtung hast oder etwas Aufschlussreiches liest, nimm auch diese Lektionen in deine Sammlung auf. Es ist unmöglich, alles im Voraus zu planen. Wenn du also eine gute Sammlung von Anweisungen im Hinterkopf hast, kannst du während des Rennens leichter Entscheidungen treffen.
Crystal Anthonys Renn-Vorbereitung

Teil II: Fokussiere dich auf eine Sache

  • Fokussiere dich: Sobald du die oben genannten allgemeinen mentalen Aufgaben erledigt hast, kannst du dich auf das eigentliche Rennen konzentrieren. Du kommst instinktiv in den Rennmodus, wenn du alles Notwendige in Ordnung gebracht hast. Was das für dich bedeutet, kann sich von dem anderer Leute unterscheiden. Für mich bedeutet das, dass ich in meinem Terminkalender Zeit für Meetings, Anrufe und andere Aufgaben freimache. Es bedeutet, dass ich mir eine Pause von den sozialen Medien gönne. Dafür zu sorgen, dass ich kein anstrengendes Projekt übernehme. Wenn du ungelöste Spannungspunkte in deinem Leben hast, mach einen Plan für eine Zeit, in der du sie nach dem Ereignis ansprichst, und lass sie dann los. Du musst deinen Geist genauso ausschöpfen wie deinen Körper! Sorge dafür, dass dein Geist ausgeruht ist.
Crystal Anthony am Start für Leadville 100

Jetzt stehst du an der Startlinie. Du hast recherchiert, alle anderen Geräusche ausgeblendet und deinen Geist zur Ruhe kommen lassen. Nimm an der Startlinie deinen Platz ein, aber nimm ihn nicht in Beschlag. Nimm deine Umgebung wahr, aber konzentriere dich nicht zu sehr auf irgendetwas. Erinnere dich an deine wichtigsten strategischen Ziele und an die Stellen auf der Strecke, an denen du deine ganze Energie einsetzen musst, um sie zu überstehen. Du hast dich gut vorbereitet, also lass deinen Rennfahrerinstinkten freien Lauf, sobald das Rennen beginnt!

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