Rennbericht: Trans Andes Challenge

Das epische 5-Tage-Rennen in Patagonien

mit KAYSEE ARMSTRONG Liv Racing Pro XC MTB Athletin

Die Trans Andes Challenge ist ein internationales Etappenrennen von epischen Ausmaßen durch die Anden, in der Region Araukanien im Süden Chiles. Das Rennen feierte im Jahr 2020 sein 31. Wettbewerbsjahr - für die Liv Racing-Athletin Kaysee Armstrong war es in diesem Jahr ihr vierter Besuch in Chile. Nach einer Pause im Jahr 2019 kehrte Kaysee zurück, um 340 Kilometer und mehr als 9.000 Höhenmeter in fünf Tagen zu überwinden, die fantastische Landschaft zu genießen und dem Winter in Ost-Tennessee zu entfliehen.

Obwohl Kaysee unglücklicherweise ab dem dritten Wettkampftag an einer Atemwegserkrankung litt, zog sie die Etappen 4 und 5 durch, zwei der anstrengendsten Renntage. Einige großartige Tage auf dem Bike während der ersten drei Etappen, kombiniert mit einer hartnäckigen Entschlossenheit, bescherten ihr einen zweiten Platz in der Elite-Kategorie der Frauen und den 58. Platz insgesamt. Wir haben mit Kaysee gesprochen, um einen Blick hinter die Kulissen dieses epischen Etappenrennens zu werfen.

Fotos mit freundlicher Genehmigung von Luis Barra @BarraPhoto

Liv: Du hast zum vierten Mal an der Trans Andes Challenge teilgenommen. Was bringt dich immer wieder zu diesem Etappenrennen zurück?

Kaysee: Die Trans Andes Challenge ist eine tolle Abwechslung zu meinen Fahrten zuhause im Winter und eine Möglichkeit für mich, die Motivation zum Training beizubehalten, wenn es bis zur Hauptsaison noch einige Monate hin ist. Ganz abgesehen davon, dass Chile eine ziemlich großartige Möglichkeit zum Entkommen ist - sonniges Wetter, überall Vulkane, freundliche Menschen. Es ist eine großartige Winterreise, um meine Stimmung hochzuhalten.

Liv: Wie sah dein Winter bisher aus? Wie hast du dich auf ein so frühes MTB-Rennen in der Saison vorbereitet? Was waren deine Ziele?

Kaysee:

In diesem Winter habe ich mir eine Menge Zeit ohne mein Bike genommen und dafür gesorgt, dass ich erst dann wieder in den Sattel springe, wenn ich es kaum noch erwarten kann, wieder zu loszufahren. Dadurch, dass ich wartete, bis ich in einem besseren mentalen Zustand war, als ich wieder auf das Rad stieg, freute ich mich auf lange 6-Stunden-Fahrten in den Bergen und war bereit für neue Abenteuer. Während meiner Zeit ohne Radfahren verlor ich meine Grundfitness nicht, denn ich verbrachte viel Zeit damit, auf andere Weise aktiv zu sein: Trailrunning, Wandern mit meinen Hunden, Yoga und sogar einige Spinning Kurse. Ein paar Wochen vor der Trans Andes beschlossen mein Trainer und ich, einen großen Trainingsblock auf dem Rad einzubauen, um ein Etappenrennen zu simulieren. Ich verbrachte viele Tage in dieser Woche damit, neue Routen in den Bergen zu fahren, um neue Orte zu erkunden und meine Freunde mitzunehmen - bevor ich mich versah, hatte ich eine großartige Woche auf dem Bike zu Buche stehen.

Das eigentliche Ziel bei der Trans Andes war es, eine weitere gute Woche auf meinem MTB zu verbringen. Wenn ich zu Hause bin, jongliere ich ständig zwischen Arbeit und dem täglichen Leben auf dem Mountainbike. Wenn ich nach Chile fahre, kann ich dem Winter entfliehen und mich den ganzen Tag darauf konzentrieren, mit dem MTB an einem wunderschönen Ort zu fahren.

Liv: Beschreibe uns mal das Gelände und wie das Pique Advanced 29 bei dieser Art von Rennen performt hat.

Kaysee: Das Rennen bietet einen großen Mix an Anforderungen – von Schotterstraßen, alten Forststraßen, flowigen Singletrails bis hin zu schlammigen und holprigen Streckenabschnitten, um uns wach zu halten, war alles enthalten. Das Pique war einfach fantastisch für dieses vielfältige Fahren. Ich war in der Lage auf Schotter richtig schnell zu fahren, musste aber keine Leistungseinbußen in Kauf nehmen, wenn es darum ging, felsige Abfahrten ohne klar definierte Linien zu meistern.

Liv: Welche Etappe hatte die besten Aussichten?

Kaysee: Etappe 2 war unglaublich. Wir fuhren den ganzen Tag zwischen den Vulkanen und darum herum mit großartigen Aussichten zwischendurch.

Liv: Nach den ersten drei Etappen hattest du die Führung übernommen. Erzähle uns mehr über die Gesundheitsprobleme, die du dann erfahren musstest, und wie du die letzten beiden Etappen überstanden hast.

Kaysee: Meine Gesundheitsprobleme waren definitiv ein wenig enttäuschend. Am 3. Tag bekam ich eine Atemwegs-Infektion. Ich konnte zwar noch fahren, aber die letzten beiden Tage waren eine Herausforderung. Ich konnte mich nicht wirklich anstrengen, da mir das schwere Atmen sehr weh tat, aber ich wollte die letzten beiden Etappen noch fahren und das Ziel erreichen. Zum Glück konnte ich aufgrund meiner guten Leistung in den ersten drei Etappen den zweiten Platz halten.

Liv: Obwohl wir wissen, dass du auf Sieg fahren wolltest – bist du angesichts der Herausforderungen, vor denen du standest, mit deinem Ergebnis zufrieden?

Kaysee: Es ist immer schön, mit einem Sieg nach Hause zu kommen, und nach all der Arbeit in den ersten vier Tagen war es schwer, all das entgleiten zu sehen. Aber letztendlich durfte ich durch Chile fahren und das war wirklich klasse, also lasse ich mir eine solch großartige Reise nicht von einem Ergebnis nehmen. Zumal dieses ja durch etwas zustande kam, dass ich nicht kontrollieren konnte, wie nämlich krank zu werden.

Liv: Wie ist die Stimmung bei der Trans Andes? Ist dies ein reines Profi-Rennen oder ein Event, an dem auch Amateure und Anfänger teilnehmen könnten?

Kaysee: Die Trans Andes hat für jeden etwas zu bieten! Die Trails bieten eine gute Mischung, die es den Profis erlaubt, über sich hinauszuwachsen und mit anderen Spitzenfahrern zu konkurrieren, aber sie sind nicht so verrückt, dass sie Amateure davon abhalten, die Woche auf dem Bike zu genießen. Außerhalb des Fahrens ist das Rennen wirklich entspannt. Die Leute zelten zusammen, teilen sich die Mahlzeiten und haben eine gute Zeit. Es ist schön, dass es nicht so ernst ist und die meisten Leute dort sind, um das gemeinsame Fahren mit einer großartigen Gruppe von Fahrern aus aller Welt zu erleben.

Liv: Welche Tipps hast du für jemanden, der zum ersten Mal die Trans Andes fährt?

Kaysee: Sei darauf vorbereitet, ein bisschen von allem zu fahren! Dazu solltest du offen bleiben und dich nicht von einer Fahrt, die außerhalb deiner gewohnten Komfortzone liegt, unterkriegen lassen. Bring‘ unbedingt einen Trinkrucksack mit, damit du ausreichend Wasser hast! Es kann ganz schön hart sein, wenn man vom kalten Winter kommt und plötzlich bei Temperaturen um die 30 Grad schwitzt. Sich wieder mehr Gedanken über die Flüssigkeitszufuhr und Elektrolyte zu machen, hilft dabei, sich besser zu fühlen. Bei jedem Rennen stelle ich sicher, dass ich eine Mischung aus Lebensmitteln zu mir nehme, nicht nur Gels. Diesmal habe ich Pop-Tarts mitgebracht und an den Versorgungsstationen ein bisschen Extra-Nahrung zu mir genommen. Bei den meisten Etappenrennen ist es wichtig, dass ich auch während der Pausen genug esse, um genug Energie für die folgenden Etappen zu haben und die Waage zwischen Kalorienaufnahme und -verbrauch zu halten.

Was das Fahren betrifft, so kann es etwas schwierig sein, die langen Tage zu bewältigen, aber es ist wichtig, dass ich gleichmäßig und beständig fahre. Wenn ich früh in der Rennwoche bereits zu viele große Kraftakte leiste, kann es schwierig sein, sich davon zu erholen, und ich werde später in der Woche dafür bezahlen.

Liv: Wirst du im Jahr 2020 weitere Etappenrennen fahren?

Kaysee: Auf jeden Fall! Ich konzentriere mich im Jahr 2020 etwas mehr auf Gravel- und Etappenrennen. Mehrere Tage auf dem Rad zu verbringen und dabei auf Entdeckungsreise zu gehen, sind für mich die Gründe, warum ich das Radfahren so liebe. Kombiniert mit dem Rennsport kann ich gleichzeitig noch meine Liebe zum Wettkampf abhaken und es ergibt sich ein Gesamtpaket, das mich begeistert.