Mountainbike Dämpfer und Federgabel einstellen

MTB Federung 101: SAG und Rebound / Zugstufe

Du bist stolze Besitzerin eines Full-Suspension Mountainbikes? Das ist fantastisch! Wenn du ein Fully statt eines Hardtails fährst, kannst du technisches Gelände generell mit weniger Anstrengung überrollen und du hast mehr Traktion auf rauem oder losem Untergrund… sofern deine Federung richtig eingestellt ist.

Unsauber eingestellte Federungssysteme sind einer der Hauptgründe, warum Fahrerinnen kein schönes Fahrerlebnis mit ihrem Mountainbike haben.

Fachbegriffe rund um die Federung

Federgabel: Die Federgabel verbindet das Vorderrad des Mountainbikes mit dem Rahmen und fungiert quasi als Stoßdämpfer vorne am Bike.

Dämpfer: Das hintere Federelement beim Mountainbike, welches im Rahmen verbaut ist.

Federweg: Die Strecke, die man die Federung ganz nach unten drücken kann oder anders gesagt, die Länge des Hubs des Federelements. Das Hail hat beispielsweise 170 mm Federweg an der Gabel und 160 mm am Dämpfer.

SAG: Der sogenannte SAG oder Negativfederweg ist der Weg, um den die Federung einfedert, wenn du mit Bekleidung und Ausrüstung auf dem Bike sitzt. Je nach Einsatzgebiet sollte der SAG 25-35% des Gesamtfederwegs betragen. Indem du den SAG testest, kannst du feststellen, ob du den Luftdruck in Dämpfer oder Gabel richtig gewählt hast.

Zugstufe oder Rebound: Die Zugstufe legt fest, wie schnell deine Gabel in ihre Ursprungsposition zurückfedert. Ist der Rebound komplett geschlossen, desto langsamer wird deine Gabel oder dein Dämpfer in seine Ursprungsposition zurückfedern.

Druckstufe: Die Druckstufe oder Compression ist Gegenspielerin der Zugstufe und regelt die Einfedergeschwindigkeit des Fahrwerks.

Dämpferpumpe: Dieses Tool benötigst du, um Luft in Gabel oder Dämpfer zu pumpen. Dir normale Pumpe für Fahrradreifen kannst du dafür leider nicht verwenden.

Druckstufeneinsteller: Einige Gabeln und Dämpfer haben einen Hebel, der es dir ermöglich, die Druckstufe einzustellen. Je nach Federgabel und Dämpfer hast du sogar einen offenen, mittleren oder harten Modus, um die Federung schnell anzupassen. Den offenen Modus verwendest du bei rauen Abfahrten, den mittleren bei nicht ganz so rumpeligen Unebenheiten und den harten Modus kannst du für effizientes Bergauffahren nutzen.

Zugstufeneinsteller: Die Zugstufendämpfung wird durch ein Rädchen an Dämpfer und Federgabel eingestellt.

Wie du den SAG am Mountainbike richtig einstellst

  1. Am besten nimmst du eine/n Freund/in hinzu! Es ist viel einfacher, deinen SAG zu überprüfen, wenn jemand dein Vorderrad festhält.
  2. Wenn du Hebel zur Einstellung der Druckstufe hast, stelle sicher, dass sie all in der offenen Position sind.
  3. Stelle dich auf die Pedale und federe ein paarmal ein. Dies bringt das Öl in deinen Federelementen in Bewegung und stellt sicher, dass Gabel oder Dämpfer nicht in ihrer Position „feststecken“. Während du federst, bringe ein bisschen Druck auf den vorderen Teil deines Bikes, so als würdest du tatsächlich fahren.
  4. Bleibe in deiner neutralen Position auf dem Bike stehen und lasse von deiner Freundin/deinem Freund die Gummi O-Ringe am Dämpfer nach oben bzw. an der Gabel nach unten schieben.
  5. Setze dich vorsichtig auf den Sattel und steige vom Bike, ohne erneut stark einzufedern.
  6. Schaue dir den Dämpferkörper bzw. das Standrohr der Gabel an. Du kannst natürlich ein Lineal nutzen, aber normalerweise kannst du auch mit dem Blick abschätzen, ob die Einstellung passt oder nicht. Falls sich der O-Ring weniger als ein Viertel nach unten bewegt hat, hast du ZU VIEL Luft in Gabel oder Dämpfer. Nutze also die Dämpferpumpe, um Luft abzulassen. Falls sich der O-Ring über 25-30 % nach unten bewegt hat, hast du ZU WENIG Luft in deiner Gabel oder deinem Dämpfer und solltest mit der Dämpferpumpe noch mehr Luft hinzufügen.

Einstellung des Rebounds bzw. der Zugstufe

Die Zugstufe passt du an, nachdem du den korrekten SAG eingestellt hast. Wenn du den Rebound einstellst, dann denk daran, dass die Einstellung mehr oder weniger nach persönlichen Vorlieben geschehen kann, aber wenn der Rebound zu schnell oder zu langsam ist, wirkt sich dies negativ auf das Fahrgefühl aus. Als generelle Daumenregel gilt: Finde im ersten Schritt heraus, wieviele „Klicks“ dir bei der Einstellung zur Verfügung stehen. Dazu drehst du das Rebound Rädchen einmal komplett nach links (bei RockShox in Richtung „Wolpertinger“ oder bei Fox Richtung Minuszeichen / “Fast“) um die Zugstufe komplett zu öffnen. Dann zählst du die Klicks, wenn du das Rädchen einmal komplett nach rechts drehst (Richtung „Schildkröte bei RockShox oder Richtung Pluszeichen / „Slow“ bei Fox). Wenn du einmal die Anzahl an Klicks gezählt hast, drehe das Rädchen um die Hälfte der Klicks zurück in die andere Richtung.

Von hier aus kannst du die optimale Einstellung des Rebounds an der Gabel finden, indem du den Lenker komplett nach unten drückst und loslässt bzw. beim Dämpfer den Sattel komplett nach unten drückst und wieder loslässt. Halte dabei Lenker oder Sattel nicht fest, sondern gib Druck mit den Handflächen nach unten, um das richtige Gefühl zu bekommen. Gabel bzw. Dämpfer sollten schnell in ihre Ursprungspostition zurückkommen, allerdings ohne dass das Rad vom Boden abhebt. Ist dies der Fall, so schließe den Rebound etwas weiter. Falls die Federung zu langsam ist, öffne die Zugstufe wieder etwas.

Der beste Weg, um die optimale Zugstufe zu finden, ist beim Fahren ganz genau darauf zu achten. Falls du das Gefühl hast, dass dein Bike dich bei der Landung nach Sprüngen oder Drops nach oben katapultiert oder es sich im technischen Gelände sehr ruppig anfühlt, solltest du deinen Rebound etwas verlangsamen bzw. mehr Rebound Dämpfung hinzufügen. Falls es sich eher so anfühlt, als ob deine Federung „zusammensackt“ und bei aufeinanderfolgenden Unebenheiten nicht in ihre Ursprungsposition zurückkehrt, solltest du den Rebound etwas schneller einstellen bzw. etwas Zugstufendämpfung entfernen. Dies schaffst du in beiden Fällen durch das Drehen des Rädchens in die jeweilige Richtung.

Wann nutze ich den Druckstufeneinsteller?

Alle Gabeln und Dämpfer sind unterschiedlich. Einige haben High und Low Speed Compression, manche haben zwei Einstellungsmöglichkeiten, andere drei und wiederum andere haben gar keine. Also schau erstmal nach, welche Federelemente an deinem Bike verbaut sind und lies dir die Bedienungsanleitung des Herstellers durch. Diese liegt in der Regel beim Kauf des Mountainbikes bei. Ansonsten findest du in der Regel alle Informationen auf der Hersteller-Webseite.

Wir geben dir folgenden Hinweis: Wenn deine Gabel oder dein Dämpfer eine Lock-Out Funktion haben, nutze sie auf der Straße, im Schotter oder auf ganz einfachen Singletrails. Wenn dein SAG korrekt eingestellt ist, solltest du deine Federung bei technischen Uphill-Passagen aktivieren. Genauso wie du sie beim Bergabfahren über Steine und Wurzeln aktiviert sehen möchtest, hilft sie dir auch beim Klettern über dieselben Hindernisse, indem sie dazu beiträgt, dass deine Reifen am Boden bleiben und dir somit zu mehr Traktion verhilft.

Brummt der Kopf schon? Die Mountainbike-Federung ist ziemlich technisch und wir haben gerade erst an der Oberfläche gekratzt. Unterm Strich: Probiere einfach mal die Hebel und Rädchen an Dämpfer und Gabel aus. Finde heraus, was die verschiedenen Einstellungen bewirken und teste im Gelände, was sich am besten für dich anfühlt.